
Die Geschichte der
Lymphdrainage
Die „Geburt“ der Manuellen Lymphdrainage
Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts entwickelte der Däne,
Dr. phil. Emil Vodder, eine Lymphdrainagemassage und nannte sie „Manuelle
Lymphdrainage ad modum Vodder“. Vodder, der 1932 als Masseur an der Cote
d´Azur arbeitete, schrieb: „... ich kam auf die Idee, einen Lymphatiker
mit hart geschwollenen Halslymphknoten mittels einer leichten Massage zu
behandeln. ... Es war riskant, aber ich hatte Erfolg,...“ Er stellt
sich die Frage: „Wäre es möglich, dass die in diesen Ablaufkanälen und
Schleusen (Gefäße und Lymphknoten) entstandenen Stauungen durch eine
Massage zu beseitigen?“
Vodder siedelte 1933 nach Paris um und setzte dort seine Studien fort.
Er begegnete unter anderem dem bedeutenden Lymphgefäßanatomen Rouviére
und erwarb das Buch „Die Anatomie der Lymphgefäße“ von Sappey (1874). An
diesen Sappeyschen Darstellungen des Lymphgefäßsystems orientieren sich
die Vodderschen Lymphdrainagegriffe mit ihrer Druckrichtung und
Reihenfolge bis heute.
1936 stellte Vodder erstmals seine Methode auf der „Exposition de Beauté
et Santé“ in Paris vor. Seine Grundgriffe, nämlich der Stehende Kreis,
der Pumpgriff, der Schöpfgriff und der Drehgriff, unterscheiden sich von
den klassischen, schwedischen Massagegriffen durch den immer kreisförmig
im
Sekundenrhythmus durchgeführten Bewegungsablauf, den in Lymph-Abflussrichtung
ansteigenden und dann wieder abnehmenden Druck, die Großflächigkeit und,
dass nicht über die Haut gerieben bzw. gerutscht wird.
Die Manuelle Lymphdrainage darf niemals schmerzen oder unangenehm sein,
da dies zu einem Lymphgefäßspasmus führen kann. Starke
durchblutungsfördernde (hyperämisierende) Maßnahmen, wie z,B.
Fangopackungen sind unbedingt zu vermeiden, da dies zu einer Erhöhung
der Lymphpflichtigen Lasten (Földi) führt.
Entwicklung in Deutschland
In Deutschland fand 1958 ein erster Kurs in Manueller Lymphdrainage nach
Dr. Vodder statt. 1963 lernte Asdonk die Manuelle Lymphdrainage durch
seine spätere Ehefrau Ch. Bartetzko kennen. Sie hatte als Kosmetikerin
einen ML-Kurs bei Vodder besucht. Asdonk selbst erlernte die
Grifftechnik der Manuellen Lymphdrainage 1964 bei Vodder in Dänemark. In
seiner allgemeinärztlichen Praxis in Essen setzte Asdonk die Manuelle
Lymphdrainage in Verbindung mit der von ihm praktizierten Chirotherapie
mit großem Erfolg ein. Im Jahr 1966 führte Asdonk mit Vodder in Essen
erstmals einwöchige Lymphdrainagekurse durch.
Asdonk schrieb 1966 über Vodders Manuelle Lymphdrainage: „Die Griffe (Vodders)
werden im übrigen in mannigfacher Weise abgewandelt und kombiniert.
Dieses ganze Spiel, das von Vodder
in eleganter und m. E. nicht mehr verbesserungswürdiger Weise entwickelt
worden ist, lässt sich jedoch nur in persönlichem Unterricht erlernen...
“.
Gemeinsam wurde 1967 in Essen die „Gesellschaft für Manuelle
Lymphdrainage nach Dr. Vodder“ gegründet. Die Gesellschaft führte
jährlich wissenschaftliche und praktische Arbeitstagungen mit dem Ziel
durch die Wirksamkeit der ML zu beweisen. Kurz darauf entstand das „Dr.
Vodder Zentrum für Manuelle Lymphdrainage, Forschung - Schulung -
Behandlung“, in Essen, als Schule unter Asdonks Leitung. Die immer
größere Anzahl von Lymphödempatienten ermutigte Asdonk 1972 im
Schwarzwald die erste lymphologische Klinik der Welt zu gründen.
Die Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder wurde 1973 erstmals von den
Ersatzkassen in den Abrechnungskatalog aufgenommen. Parallel zu den
Kursen in Essen wurde von Vodder in Zusammenarbeit mit G. Wittlinger in
Österreich am Walchsee 1969 der erste ML-Kurs durchgeführt. Erst 1985,
unter der Federführung des Verbandes Physikalische Therapie, gelang es
der „Sachverständigenkommission für Manuelle Lymphdrainage“ einen
einheitlichen Rahmenplan festzulegen, der für alle Lymphdrainageschulen
gleich und verbindlich ist. Bei den Beratungen zeigte sich, dass alle
bestehenden Lymphdrainageschulen ihre Schüler/innen mit dem Ziel
ausbildeten, Ödeme zu beseitigen und hierfür Grifftechniken verwendeten,
die zwar unterschiedliche Namen tragen, sich aber insofern gleich sind,
dass sie weder massiv mehrdurchbluten (hyperämisieren), noch schmerzen
und sie einen großflächigen, kreisförmigen Bewegungsablauf aufweisen,
entsprechend der Manuellen Lymphdrainage Vodders.
Die Griffe der Manuellen Lymphdrainage wurden schon immer von erfahrenen
Lymphdrainagetherapeuten entsprechend der zu behandelnden Ödemart
modifiziert. Dass dabei der besonderen Gewebekonsistenz, einer
eventuellen Schmerzhaftigkeit und der zu erwartenden Insuffizienz des
Lymphgefäßsystems Rechnung getragen wurde, ist selbstverständlich. Die
Manuelle Lymphdrainage ist die physikalisch-therapeutische Maßnahme,
über deren Wirksamkeit ein wissenschaftlicher Nachweis vorliegt (Kuhnke
1979). Heute ist die Manuelle Lymphdrainage nicht mehr aus der
Physikalischen Therapie wegzudenken. Ob in der Krebsnachsorge, der
Sportphysiotherapie, der Traumatologie oder bei Erkrankungen des
rheumatischen Formenkreises, überall wo Ödeme in Zusammenhang mit
Lymphabflussstörungen auftreten, kommt die Manuelle Lymphdrainage
zumeist in Verbindung mit anderen physikalisch-therapeutischen Maßnahmen
zur Anwendung.
In Deutschland wurden in den Sechziger Jahren ca. 400-500 Therapeuten,
in den Siebzigern ca. 2000-3000, in den Achtziger und neunziger Jahren
ca. 20000 Lymphdrainagetherapeuten ausgebildet. Heute gibt es ca. zwölf
Schulen mit bis zu zehn Niederlassungen über die ganze Bundesrepublik
verteilt. Betrachten wir die Ausbildungssituation unserer europäischen
Nachbarn, so ist festzustellen, dass dort bis heute noch keine
einheitlichen Richtlinien für die Ausbildung in Manueller Lymphdrainage
existieren. Deutschland hingegen ist, was die Qualitätssicherung der
Ausbildung und die Versorgung der Ödempatienten angeht, vorbildlich.
Die von Vodder in genialer Weise entwickelte „Manuelle Lymphdrainage“
hat mit der Hilfe und dem ärztlichen Wirken Asdonks und der zusätzlichen
Untermauerung in der theoretischen Lymphologie durch Földi ihren festen
Platz in der heutigen Physikalischen Therapie gefunden. Zehntausende von
dankbaren Patienten zeigen die Effizienz dieser speziellen
Behandlungsmethode. Die „Deutsche Gesellschaft für Lymphologie (DGL)“
vereint heute die wertvollen Aspekte aller Strömungen unter einem Dach,
mit dem Ziel, die Qualität dieser Therapie zum Wohle des Patienten zu
sichern.

Die Lymphdrainage
eignet sich vor allem für Beschwerden, bei denen es zu Stauungen
(Ödemen) von Lymphe oder Wasser im Gewebe kommt, zum Beispiel:
-
Lymphödeme
-
Ödeme bei rheumatischen Erkrankungen
-
Schwellungen nach Verletzungen
Außerdem wird die Lymphdrainage bei
folgenden Erkrankungen regelmäßig angewandt:
-
Atemwegserkrankungen mit starker
Verschleimung
-
Nervenschmerzen
-
Bestimmte Formen der Migräne
Bei einer sorgfältigen und vorsichtigen
Anwendung der Lymphdrainage muß nicht mit Nebenwirkungen gerechnet
werden. Allerdings sind folgende Anwendungseinschränkungen einzuhalten:
-
Akute Entzündungen
-
Akute allergische Reaktionen
-
Herzschwäche
-
Wasseransammlungen in den Beinen
aufgrund einer Herzerkrankung
-
Blutgerinnungsstörungen
-
Zustand nach einem Blutgerinnsel in
den Venen
Zur Unterstützung der Lymphdrainage und
zur Vermeidung der Reödematisierung des Gewebes wird in der Mehrheit der
Krankheitsfälle nach der Behandlung noch eine Bandagierung oder
Kompressionsbestrumpfung vorgenommen. Mit dieser Therapie können
Lymphödeme (primärer und sekundärer Art), Phlebödeme (venöser oder
postthrombotischer Art), traumatische Ödeme, Morbus Sudeck, artifizielle
und ischämische Ödeme, rheumatische Ödeme, chronisch entzündliche Ödeme,
(Sklerodermie, Strahlenschädigungen), Inaktivitätsödeme (bei Lähmungen),
Lipödeme, idiopatische Ödeme, kardiale Ödeme behandelt werden. Eine
große Bedeutung hat die Manuelle Lymphdrainage auch bei der
Nachbehandlung operativer Eingriffe, bei denen Lymphknoten entfernt
worden sind.
Indikationen für die manuelle
Lymphdrainage Im Kopf-Halsbereich
-
Migräne
-
Zustand nach grippalen Infekten
-
Chronische Schleimhautkatarrhen
-
HWS -Syndrom
-
Ödem nach Zahnextraktion
-
Nervenschmerzen im Gesicht
-
Gesichtsnerv-Lähmung
-
Im Brust-Rückenbereich
-
BWS-Syndrom
-
LWS-Syndrom
-
Lumbalgien
-
Ischialgien
-
Ödeme nach Rippenfrakturen
Im Arm- und Beinbereich:
-
Armlymphödem nach ein- oder
beidseitiger Brustamputation
-
Armlymphödem bei primärer
Fehlbildung der Lymphgefäße
-
Sudeck`sche Dystrophie
-
Ödeme nach Knochenbrüchen
-
Ödeme nach Verstauchungen,
Verrenkungen, ausgekugelten Gelenken
-
Blutergüsse
-
Beinlymphödeme nach
Unterleibsoperationen
-
Beinlymphödeme nach
Genitalkrebsoperationen
-
Beinlymphödeme bei primärer
Fehlbildung der Lymphgefäße
-
Beinödeme bei venöser Insuffizienz
(z.B. Krampfadern, Zustand nach tiefer Venenthrombose offene Beine)
-
Ödeme nach Meniscusoperationen
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Hüftarthrose
-
Kniearthrose
Allgemein auftretende oder
generalisierte Ödeme – Rheumatische Ödeme
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Arthroseschübe
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Muskelschmerzen
-
Primäre chronisch Polyarthritis
-
Ödeme nach Operationen
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Ödeme nach Unfällen
-
Hämatome
-
Lipodystrophia dolorosa
-
Multiple Sklerose
-
Zustand nach Appoplex
-
Chronische Ekzeme
-
Narben und Keloide
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